Die Methode Ratzinger

An dieser Stelle soll an zwei Beispielen deutlich gemacht werden, dass der damalige Domkapellmeister Georg Ratzinger sehr wohl über die erzieherischen Missstände (Gewalt gegen Kinder) und auch über den sexuellen Missbrauch im Regensburger Internat (zumindest über den Verdacht) informiert war ohne dagegen einzuschreiten oder sich wenigstens zu informieren, ob die Verdächtigungen wahr sind.

Beispiel 1:
Im Zuge der umfangreichen Berichterstattung im Frühjahr 2010 musste Georg Ratzinger einräumen, dass er von Schülern über die Gewaltexzesse im Vorschulinternat Etterzhausen/Pielenhofen informiert worden ist. Er meinte aber, dass er diese Berichte für übertrieben gehalten hat und ihnen deswegen keinerlei Bedeutung zugemessen hat. Nach den Informationen von vielen Schülern verschiedenster Jahrgänge, die uns vorliegen, wurde Georg Ratzinger nicht nur einmal von Schülern angesprochen, sondern beinahe regelmäßig, wenn wieder ein neuer „Jahrgang“ aus der Vorschule ins Regensburger Internat gewechselt war. Und spätestens nach dem ausführlichen Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung am 4./5. November 1989 (siehe unter „Original Texte“ den Artikel „Watschen und Weidenruten“) war er glaubwürdig und umfassend über die Verhältnisse im Vorschulinternat informiert. Aber er hat weiter still gehalten, weder er noch das Bistum Regensburg sind eingeschritten. Der Priester Johann Meier konnte nahezu weitere drei Jahre lang Kinder quälen und misshandeln: „ … Nun aber liegt ein Brief von einem ehemaligen Domspatzen-Vorschüler auf dem Schreibtisch, der erst 1990 nach Pielenhofen in die Vorschule kam. Direktor Meier war zehn Jahre später tatsächlich immer noch da. In dem Brief steht, er habe bei seinen „erzieherischen Maßnahmen“ immer noch den Schlüsselbund eingesetzt. 1991“, so zu lesen in der Süddeutschen Zeitung am 09.03.2010 (siehe unter „Links (Presse)“ den Artikel „Die Männer mit dem Schlüsselbund“).
Und was tat Georg Ratzinger im Frühjahr 2010? Er hat wider besseres Wissen behauptet, zum ersten mal zu hören, in welchem Ausmaß in der Vorschule Kinder misshandelt und geschlagen wurden.

Beispiel 2:
In den Jahren 1970 und 1971 kommt es im Regensburger Internat zu den sexuellen Übergriffen durch den Präfekten Sturmius Wagner. In einem Fall beschwert sich die Mutter eines Opfers persönlich bei Georg Ratzinger. In der Folge verlässt der Sohn Schule, Internat und Chor, Sturmius Wagner bleibt weiterhin tätig. Im Fall von Alexander Probst beschwert sich der Vater persönlich bei Georg Ratzinger. In der Folge verlässt Alexander Probst Schule, Internat und Chor, Sturmius Wagner bleibt weiterhin im Internat tätig.
Und was tat Georg Ratzinger im Frühjahr 2010? In seinen Äußerungen zu den Mißbrauchsvorwürfen verhielt sich Georg Ratzinger im Frühjahr 2010 äußerst geschickt: „Von den bekannt gewordenen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren bei den Domspatzen habe er aber nichts gewusst. „Bei uns im Haus ist über diese Dinge nie gesprochen worden“, sagte Ratzinger (Süddeutsche Zeitung am 09.03.2010, siehe unter „Links (Presse)“ den Artikel „Ratzingers Beichte“). Ein bisschen unvollständig diese Beichte, da hat er einfach vergessen zu erwähnen, dass er von den Ãœbergriffen Anfang der 70er Jahre doch etwas gewusst hat, in der Hoffnung, dass es keiner merken würde und was die Presse betrifft ist die Rechnung bis heute leider aufgegangen.

Und genau das ist die Taktik des gesamten Bistum Regensburg und seiner Mißbrauchsbeauftragten bei der Aufklärung der Geschehnisse aus den letzten Jahrzehnten. In den wenigen Stellungsnahmen und Pressekonferenzen ein bisschen was von den Geschehnissen zugeben, das Wissen über ganz alte Geschichten bestreiten, weil das sowieso keiner mehr nachweisen kann und so davon ablenken, dass man in den neueren Geschichten selber als handelnde Person mitten im Geschehen gestanden ist. Schade, dass das bis heute noch keinem einzigen Journalisten aufgefallen ist, obwohl (oder vielleicht gerade weil) es so offensichtlich ist.