Verharmlosung heißt die Parole

Kaum ist die erste Welle von Veröffentlichungen von Missbrauch und Misshandlung abgeebbt, setzt eine Welle der Beschwichtigung und Verharmlosung ein

Ein besonders krasser Fall war die „Beckmann“-Sendung der ARD am 26. April 2010. Unter anderen am Tisch: die Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger , der Trierer Bischof Stephan Ackermann (seines Zeichens der Mißbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz) und der Abtprimas der Benediktiner Notker Wolf.

Gerade in dieser Sendung wurde deutlich wie wenig Willens die katholische Kirche ist, die Vorwürfe in ihrem Bereich umfassend und öffentlich aufzuklären. Allzu deutlich wurde die Stellung von Bischof Ackermann, der als Mißbrauchsbeauftragter nichts anderes als ein zahnloser Tiger ist. Immer wenn es um konkrete Fälle geht, verweist er auf die Hoheit der einzelnen Bistümer und dass er deswegen zum Einzelfall keine Aussage treffen kann. Ja wozu ist er dann da, der Mißbrauchsbeauftragte?

Die Krönung des Abends war aber Notker Wolf, der sich nicht schämte, die Mißbrauchsopfer als „Verführer“ zu bezeichnen. Im Hintergrund bot sich dem Fernsehzuschauer der versteinerte Blick einer Justizministerin, die es aber ebensowenig wie der Gastgeber für nötig hielt den Abtprimas für diese Bemerkung in die Schranken zu verweisen oder angemessener Weise die Runde zu verlassen. Lediglich die weiterer Einlassung von Notker Wolf, dass man Missbrauch verhindern würde, wenn sich ein Geistlicher nicht mehr mit Minderjährigen auf dasselbe Sofa setzen würde, wurde mit milder Kritik bedacht.

Gehen sie also schon wieder Hand in Hand: kath. Kirche, Politik und seichter Plapperjournalismus, den Rest wird dann schon der „runde Tisch“ beerdigen.

Welches Thema haben wir nächste Woche … ?