Georg Ratzingers Verantwortung fĂĽr „Etterzhausen“
Auf der Homepage des Bistum Regensburg heiĂźt es in einer Pressemitteilung vom 22.03.2010 zum Thema Missbrauch u.a.:
„…. auf das Grundschulinternat in Etterzhausen, das bisher häufig als institutionelle Einheit mit den Einrichtungen der Domspatzen genannt wurde. Beide Einrichtungen unterscheiden sich in der Administration, im Ort, im Lehrkörper, in den Aufsichtsgremien und in der Trägerschaft. Sie haben so viel gemein wie etwa der Bayerische Rundfunk und das ZDF.“
Dieser Text wurde bis heute nicht korrigiert, obwohl er nicht den tatsächlichen Gegebenheiten in den 60er und 70er Jahren entspricht. Rein formal juristisch betrachtet waren der Schulbetrieb und das Etterzhausener Internat sicherlich Institutionen, die von den Einrichtungen in Regensburg unabhängig waren (ähnlich lautende Darstellungen finden sich ebenfalls auf der Homepage der Regensburger Domspatzen und in diversen anderen öffentlichen Äußerungen). Faktisch waren aber die Aufsichtsgremien und der Betrieb der unterschiedlichen Institutionen miteinander verwoben.
Hier die Gegebenheiten im Einzelnen:
Jeder SchĂĽler, der in die Etterzhausener Schule und damit gleichzeitig in das Internat eintreten wollte, musste im Regensburger Internat beim damaligen Domkapellmeister Georg Ratzinger eine entsprechende praktische PrĂĽfung ablegen, bei der darĂĽber entschieden wurde, ob die stimmlichen Voraussetzungen und die musikalische Begabung ausreichend waren.
Die Einstellung der damals häufiger wechselnden Musiklehrer/Chorleiter in Etterzhausen lief nach den uns vorliegenden Informationen immer über den Domkapellmeister in Regensburg (einige haben sich gerade wegen der fragwürdigen Erziehungsmethoden im Etterzhausener Internat und den sehr strikten Vorgaben aus Regensburg sehr schnell nach einer anderen Arbeitsstelle umgesehen).
Einen besonderen Beleg für die Zusammengehörigkeit der beiden Institutionen, stellt die „Festschrift 50 Jahre Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen“ dar. Hier werden „Die Leiter des Domspatzenheims in Etterzhausen bzw. in Pielenhofen“ selbstverständlich zwischen den „Internatsleitern in Regensburg“ und den „Vorsitzenden des Vereins ‚Freunde des Regensburger Domchors e.V.’ “ aufgeführt. Und auch in dem vorhergehenden Kapitel „Die Schulen der Domspatzen in Stichworten“ sind die Schulen in Etterzhausen und Pielenhofen eingebunden und nichts weist darauf hin, dass es sich um angeblich eigenständige Einrichtungen handelt. Zum Dritten schreibt auch der damals amtierende Domkapellmeister Georg Ratzinger in seinem umfangreichen Artikel „Cantate Domino“ so über die Einrichtungen Etterzhausen/Pielenhofen, dass man gar nicht auf die Idee kommen könnte, dass diese Einrichtungen außerhalb seiner Verantwortung gelegen haben könnten.
Aber es gab auch noch personelle Verflechtungen, aus der sich juristische Verantwortlichkeiten fĂĽr den damaligen Domkapellmeister Georg Ratzinger und das Bistum Regensburg ergeben:
Von 1966 bis 1994 war der Domkapellmeister Georg Ratzinger 2. Vorsitzender des Vereins „Freunde des Regensburger Domchors e.V.“, der eines der drei Mitglieder der Stiftung „Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen“ war. Damit war er – unabhängig von seiner öffentlich nie beschriebenen Verantwortlichkeit – automatisch in Regensburg in verantwortlicher Stellung institutionalisiert.
Gleichzeitig war der Domkapellmeister Georg Ratzinger Mitglied im Kuratorium der „Stiftung Etterzhausen der Regensburger Domspatzen“, also auch hier in verantwortlicher Aufsichtsstellung verankert.
Teilweise zeitgleich war übrigens der Stiftskanonikus Johann Stadler als Vertreter des Bistums 1. Vorsitzender im Regensburger Verein und ebenfalls im Kuratorium in Etterzhausen tätig.
Fazit:
Die Einrichtungen der Regensburger Domspatzen in Regensburg (Chor, Internat und Gymnasium) und Etterzhausen/Pielenhofen (Internat, Grundschule und Chorerziehung) hatten sehr wohl mehrere Gemeinsamkeiten in Administration und Aufsicht und damit wesentlich mehr gemein, als der oben zitierte Bayerische Rundfunk mit dem ZDF.
Bistum und Georg Ratzinger wollen mit Ihren entsprechenden Darstellungen nur die eigene Verantwortung und ihre Versäumnisse in der Vergangenheit auf verstorbene Einzelpersonen abwälzen.
PS: Der Bayerische Rundfunk und das ZDF werden auch niemals in die Verlegenheit kommen gemeinsame Jahresberichte herauszugeben, wie das seit jeher in Regensburg und Etterzhausen/Pielenhofen bei den Domspatzen ĂĽblich war und wohl immer noch ist.